Hautpflege kann bei verschiedenen Hautzuständen und dermatologischen Erkrankungen Linderung verschaffen und unterstützend wirken. Jedoch steht bei einer Hauterkrankung oder bei einem entsprechenden Verdacht stets die ärztliche Abklärung im Vordergrund. Denn nur Dermatolog*innen dürfen eine medizinisch valide Diagnose stellen und können ggf. entsprechende medikamentöse Behandlungen einleiten.
Akne ist eine nichtansteckende Erkrankung der Talgdrüsen sowie ihrer Ausführungsgänge. Meist ist gleichzeitig auch die Talgproduktion erhöht. Zudem besteht eine Verhornungsstörung im Bereich der Ausführungsgänge der Talgdrüsen. All das führt dazu, dass die Ausführungsgänge der Talgdrüsen verengt oder auch komplett verschlossen sind. Die Folge: der normale Talgabfluss ist gestört und es bilden sich Mitesser (Komedonen). Diese Komedonen können geschlossen („white heads“) oder offen sein („black heads“).
Hormone spielen eine entscheidende Rolle bei Akne, denn die Größe und Aktivität der Talgdrüsen wird durch unsere Hormone beeinflusst. Relevant sind hier die Androgene und Östrogene, die sowohl bei Frauen als auch bei Männern vorhanden sind – jedoch in unterschiedlicher Verteilung. Meist weisen Männer höhere Androgenspiegel auf, während die Östrogenspiegel eher niedrig sind. Bei Frauen ist es genau andersherum.
Kommt das normale Hormongleichgewicht aus dem Tritt und sind nun verhältnismäßig mehr oder zu viele Androgene vorhanden, kann das die Entstehung einer Akne begünstigen. Denn Androgene vergrößern die Talgdrüsen und ihre Aktivität, Östrogene hingegen bewirken das Gegenteil. Typischerweise kennt man folgende Phasen, in denen sich das Gleichgewicht zwischen Androgenen und Östrogenen verschiebt:
Zuletzt verschlechtert bei Akne noch ein weiterer Faktor die Ausprägung der Erkrankung. Durch den gestörten Talgabfluss sammeln sich auf der Haut bestimmte hauteigene Bakterien (Propionibakterien) vermehrt an. Diese Bakterien ernähren sich von Talg und zersetzen ihn zu Fettsäuren, die entzündungsfördernd wirken. Im umliegenden Gewebe entstehen dadurch schmerzhafte Entzündungen (Pusteln, Knoten, Papeln) und auch die Bildung von Komedonen wird verstärkt.
Akne ist also vor allem ein Zusammenspiel verschiedener physiologischer Gegebenheiten und nicht etwa ein Problem mangelnder Gesichtsreinigung. Tatsächlich ist zu starkes Reinigen bei Akne sogar nicht ganz unproblematisch – mehr dazu im Abschnitt „Hautpflege bei Akne“.
Akne (medizinisch auch: Acne vulgaris) ist eine chronische Hauterkrankung, die sich in verschiedenen Ausprägungen und Schweregraden präsentiert. Zur genauen Abklärung ist der Gang zu einer Hautärztin oder einem Hautarzt daher unerlässlich. Die dermatologische Untersuchung gibt nicht nur Aufschluss über die Art der vorliegenden Akne (siehe Infobox), auch kann beurteilt werden, ob eventuell sogar eine medikamentöse Behandlung nötig ist.
Akne ist für einen begrenzten Zeitraum eine chronische Erkrankung. Daher könnte man meinen, Akne müsse man lediglich aussitzen. Jedoch ist die Behandlung der Akne sehr langwierig, Symptome und Anzeichen klingen nur sehr langsam ab und es können langfristige Hautschäden (z. B. Aknenarben) bestehen bleiben.
Für gewöhnlich zeigt sich Akne in Bereichen der Haut, die viele Talgdrüsen aufweist: Stirn, Nase und Kinn sowie Rücken, Brust und Schultern. Das für Akne charakteristische Hautbild kann variieren und zeigt dabei folgende Anzeichen:
Je nach Schweregrad der Akne kann die Haut lediglich glänzend erscheinen und wenige Komedonen aufweisen, bis hin zu zahlreiche, stark entzündliche Hautveränderungen zeigen. Die medizinische Fachliteratur klassifiziert den Schweregrad der Akne in vier Gruppen von mild, über mäßig zu schwer und schließlich sehr schwer.
Schwere und sehr schwere Akneformen gehören unbedingt in die Hände von Spezialisten. Milde bis mäßige Formen der Akne profitieren jedoch – nach vorangegangener medizinischer Abklärung – durchaus auch von bestimmten Maßnahmen im Bereich Hautpflege und Kosmetik. Das wollen wir uns im Folgenden genauer anschauen.
Es hält sich nach wie vor hartnäckig, dass bei Akne lediglich das überschüssige Fett entfernt werden müsste und dass sich das am besten mit Alkohol und aggressivem Waschen entfernen lässt. Zwar sollten wir das überschüssige Fett möglichst entfernen, jedoch ist es wichtig, dies mild zu tun und dabei den natürlichen Fettfilm der Haut zu schonen. Gleichzeitig benötigt Haut bei Akne Feuchtigkeit sowie eine beruhigende, entzündungshemmende und talgregulierende Pflege.
Sollte gründlich, aber schonend sein. Zu aggressive Reinigungsmittel können die Talgproduktion negativ beeinflussen und sie sogar fördern. Daher eignen sich milde Waschgele und Syndets ohne Alkohol, Parfümierung oder Peelingpartikel. Auf keinen Fall sollten Seifen verwendet werden, denn sie stören den pH-Wert der Haut und können zudem komedogene Fettsäuren auf der Hautoberfläche freisetzen.
Zu Akne neigende Haut benötigt keine Feuchtigkeit? Weit gefehlt! Denn auch wenn viel Hautfett vorhanden ist, kann gleichzeitig die Haut darunter feuchtigkeitsarm sein. Leichte Feuchtigkeitscremes stellen bei Akne nicht nur Feuchtigkeit bereit, auch verzichten sie auf übermäßig reichhaltige und fettige Texturen.
Bei Akne bieten sich chemische Peelings an, etwa mit Salicylsäure, Mandelsäure oder Milchsäure. Diese wirken entzündungshemmend, beruhigend, talgregulierend und sogar feuchtigkeitsspendend. Peelings mit Körnchen oder andere physikalische Peelingsubstanzen sowie Gesichtsbürsten sind bei Akne kontraproduktiv – lieber Finger weg davon.
Es kann bei Akne sinnvoll sein, regelmäßig zur professionellen Gesichtsbehandlung zu gehen. Dabei können Komedonen fachgerecht bei möglichst geringer Schädigung der Haut entfernt werden. Wer selbst Hand anlegt, riskiert die Haut unnötig stark zu manipulieren (Quetschungen durch das Ausdrücken von Pickeln und Komedonen). Dadurch entstehen häufig starke Reizungen in der Haut, die sich zusätzlich entzünden und hartnäckige Pickelmale hinterlassen können.
Produkte, die auf die Pflege unreiner und zu Akne neigender Haut ausgelegt sind, enthalten leider noch immer häufig einen hohen Anteil an Alkohol (INCI: Alcohol oder Alcohol denat.), austrocknende Substanzen oder eine starke Beduftung. Das kann die Haut reizen und zusätzlich Entzündungen befeuern. Was die Haut bei Akne stattdessen braucht, sind beruhigende, entzündungshemmende und talgregulierende Wirkstoffe:
Neben der dermatologischen Betreuung, einer eventuellen medikamentösen Therapie und der geeigneten Hautpflege, verweisen Expertinnen und Experten häufig auch auf folgende begleitende Maßnahmen:
Auf eine möglichst ausgewogene und gesunde Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen achten. Auf Süßigkeiten, tierische Fette und Milchprodukte zu verzichten, kann sich individuell vorteilhaft auf die Akne auswirken.
Sport und körperliche Betätigung können sich ebenfalls positiv auf den Hautzustand auswirken. Wichtig ist es dabei aber, den Schweiß zügig nach dem Sport von der Haut zu waschen. Auch verschwitze Kleidung nicht länger als nötig tragen.
Viele Betroffene fühlen sich unwohl in ihrer Haut, schränken soziale Kontakte ein und haben einen hohen Leidensdruck. Es ist daher wichtig, sich auch um die Psyche zu kümmern. Manche üben sich in Achtsamkeit oder Meditation, schreiben ein Journal oder machen Yoga. Bei starken psychischen Problemen sollten Ärzt*innen psychologische Hilfestellung leisten. Da auch Stress als Akne-Trigger gilt, können diese Maßnahmen auch zur Besserung beitragen oder in leichten Fällen die Vorbeugung eines Break-Outs unterstützen.
„Wer versteht, wie kosmetische Inhaltsstoffe agieren, setzt den ersten Schritt für eine wirksame Hautpflege“, sagt Biochemikerin Dr. S. Schunter. Als promovierte Biochemikerin entwirrt sie mit Vorliebe die oftmals kryptischen Inhaltsstofflisten von Hautpflegeprodukten: was steckt drin und wie wirkt es. Sie ist überzeugt: Mit diesem Wissen kann für jeden Hauttyp und jeden Hautzustand die richtige Pflege ermittelt werden.
Literaturangaben